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Weihnachten in Dänemark – Teil 1

Louise Schou,

Viele Bräuche und Traditionen sowie Weihnachtslieder in Dänemark stammen aus Deutschland. Überhaupt haben die zwei Nachbarländer kulturell gesehen sehr viele Gemeinsamkeiten.

In diesem Blogbeitrag versuche ich, ein paar der typisch dänischen Weihnachtstraditionen zusammenzustellen. Vielleicht erkennen Sie die eine oder andere Tradition wieder und feiern genau so bei Ihnen…

In Dänemark feiern wir jul (Weihnachten)…

Das dänische Wort jul (jól) und dessen Bedeutung, Fest oder Festzeit, hat sehr alte Wurzeln. Ýlir (von jól) beschrieb die Zeit von etwa Mitte November bis Mitte Januar. Dieses altnordische Wort bedeutet Drehung, im Sinne von Drehung des Jahres.

Mit der Christianisierung wurde das wichtigste Fest des Christentums in diese Zeit gelegt – die Geburt Jesu Christi am 25.12. Dass die Dänen Weihnachten schon am 24. Dezember feiern, beruht auf einer anderen Zeitauffassung in der frühen Wikingerzeit, wo ein Tag bei Sonnenuntergang anfing. Das von der Kirche bevorzugte Wort Christmesse (dän.: kristmesse) war in Dänemark nie populär und daher heißt Weihnachten in Dänemark heute nach wie vor jul.

Julekalender – der Weihnachts- oder Adventskalender

Bildquelle: https://bellabroderioghobby.dk/58-x-48-cm-julekalender-bad-med-julegaver-34-0215-med-5-4-sting-pr-cm

Den traditionellen Kalender mit seinen 24 Türchen gibt es in vielen Ländern. Er soll angeblich sogar aus Deutschland stammen. Die ersten Kalender in Dänemark erschienen Anfang der 30er Jahre. Nach dem 2. Weltkrieg wurden auch selbstgebastelte Stoffkalender z. B. mit dem Weihnachtsmann beliebt. An dem Stoffkalender wurden kleine Geschenke in Säckchen verpackt in z. B. Ringen wie auf dem Bild gezeigt aufgehängt.

Seit 1960 wird in Dänemark aber auch ein anderer Weihnachtskalender produziert: eine Fernsehserie mit 24 Abschnitten, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Die ersten Kalender waren allerdings nur für Kinder. Ab etwa 1973 wurden aus den eher kurzen Geschichtchen eine lange zusammenhängende Geschichte. Jede Sendung sammelte Groß und Klein vor dem Fernseher. In den 90er Jahren bekamen die Erwachsenen dann ihren eigenen, sehr humorvollen Weihnachtskalender, in dem das Erwachsenenleben und gerade auch die Ehe einer liebevoll-satirischen Behandlung unterzogen wurden.

Nissen – der Wichtel

Bildquelle: https://videnskab.dk/sporg-videnskaben/hvorfor-elsker-nisser-risengrod

Ein dänischer Wichtel – als nisse bekannt – ist der Sage nach, ein alter, kleiner Mann mit einem weißen Bart. Er trägt eine rote Mütze, grauen Pulli, graue Hosen, rote Strümpfe und Holzpantoffeln.

Das Wort nisse ist eine Ableitung des Namens Niels. Ursprünglich hatten Wichtel nichts mit Weihnachten zu tun, sondern waren kleine Hausgeister auf Bauernhöfen, die Menschen, Tiere, ja den ganzen Hof, schützten.

Mit dem Einzug des Christentums in Dänemark wurden die alten Götter verboten. Bis dahin war es Tradition, Abbildungen der nordischen Götter mit Butter einzureiben. Diese Tradition fand sich später in dem Brauch wieder, Wichteln Milchreis mit Butterflöckchen und Zimt vorzusetzen, um sie freundlich zu stimmen. Dieser Aberglaube hat sich trotz zahlreicher Verbote bis heute gehalten – und die Wichtel in Dänemark leben im Dezember weiterhin von Milchreis mit Butter und Zimt. Hing bei Ihnen im letzten Jahr der Haussegen schief? Daran ist vielleicht ein nisse Schuld – aber keine Sorge, dies ist schnell gelöst: mit Milchreis und reichlich Butter und Zimt.

Juleøllet – das Weihnachtsbier

Traditionell wird in Dänemark zu Weihnachten ein besonderes Weihnachtsbier serviert, das sich durch einen milden, etwas süßlichen Geschmack auszeichnet. Diese Biere sind nämlich mit Schokoladen- und Karamellmalz gebraut, außerdem wird die Gärung frühzeitig unterbrochen. Daher ist der Alkoholgehalt auch niedriger als bei normalen Bieren. Weihnachtsbier, auch scherzhaft nisseøl (Wichtelbier) genannt, wird seit 1443 gebraut. Dieses Bier wird in der Regel zu Milchreis getrunken – einer meiner Lieblingsspeisen aus der Kindheit. In meiner Familie haben wir am Abend des 23. Dezembers immer Milchreis mit Zimt und Zucker gegessen. Es wurde reichlich Milchreis gekocht, da der Rest des Milchreises zu dem für Dänemark typischen Weihnachtsnachtisch verwendet wurde – „ris á l’amande“.

Man darf Weihnachtsbier jedoch nicht mit julebryg („Weihnachtsbräu“ oder auch „Schneebier“ genannt) verwechseln. Meistens wurde im Laufe des Jahres ein dünneres Bier getrunken, aber zu Weihnachten gab und gibt es noch das stärkere Weihnachtsbräu, das besser zu den etwas deftigeren Speisen zu Weihnachten passt. Jährlich wird der j-dag gefeiert, der Tag an dem das Weihnachtsbräu auf dem Markt kommt, traditionell am ersten Freitag im November. Früher fiel dieser Tag auf einen Mittwoch, wurde aber nach einigen Jahren auf den Freitag gelegt, da offenbar zu viele Beschäftigte am Tag danach plötzlich krank waren und nicht zur Arbeit gehen konnte – eine nette Umschreibung für einen Kater nach zu viel Bier.

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